2023 könnten die Krankmeldungen einen neuen Rekordwert erreichen. Das vermelden einstimmig die großen Deutschen Krankenkassen.
Diese Zahlen melden die Krankenkassen
Andreas Storm, Vorstand der Krankenkasse DAK-Gesundheit: "Aufgrund unserer Analyse gehen wir davon aus, dass wir 2023 zum ersten Mal seit vielen Jahren insgesamt auf deutlich über 20 Fehltage pro Beschäftigte und Jahr kommen werden". Nach Angaben der DAK lag der Krankenstand im 3. Quartal bei 5 %. Im Vorjahr wurde im selbem Bemessungszeitraum ebenfalls ein hoher Krankenstand von 4,7 % gemeldet.
Die Techniker Krankenkasse (TK), als mitgliederstärkste Krankenkasse, registrierte in den ersten 10 Monaten im Jahr 2023 einen Krankenstand von 5,1 %. Im Vorjahreszeitraum waren es 5,17 %. Zur Einschätzung sagt Jens Baas, TK-Vorstandschef: Der Krankenstand bei den Versicherten sei "überdurchschnittlich hoch". Zwar liege der Wert leicht unter dem des Vorjahreszeitraums, sei aber "deutlich höher als vor Corona". Nach Angaben der TK sind die meisten Fehltage auf Erkältungskrankheiten wie Grippe, grippale Infekte oder Bronchitis zurückzuführen. Auf Platz zwei folgen psychische Erkrankungen und Krankheiten des Muskelskelettsystems, wie beispielsweise Rückenbeschwerden.
Auch die Krankenkasse Barmer registriert einen erhöhten Krankenstand. So seien In den ersten 10 Monaten rund sechs Millionen Versicherte, die Anspruch auf Krankengeld haben, mindestens einmal krankgeschrieben gewesen. Die Barmer teilte mit "Das entspricht einem Zuwachs von rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum". Ein Grund für die vermehrten Arbeitsunfähigkeitsmeldungen sei die Einführung des elektronischen Meldeverfahrens. Dieses bildet die tatsächlichen Krankenstände genauer ab.
Krankenstand nach Berufsgruppen
Wenn man sich die Krankenstände nach Berufsgruppen ansieht, schwanken diese stark. Nach dem Gesundheitsreport 2023 der TK (dieser wertet die Daten aus 2022 aus) wurden beispielsweise für Männer im Berufsfeld „Verwaltungs-, wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Berufe“ durchschnittlich 11,2 Arbeitsunfähigkeitstage gemeldet. Bei Erwerbstätigen im Berufsfeld „Metallberufe: Metallerzeugung, -bearbeitung“ waren es 27,1 Krankheitstage.
Die berufsfeldspezifischen Krankentage bei Frauen entsprechend weitgehend denen der männlichen Kollegen. Auch unter Frauen sind vorrangig die Berufsgruppen häufiger krankgemeldet, die körperlich stärker belastend sind. Berufe in Bürotätigkeit weisen, bei Frauen wie bei Männern, geringe Krankenstände auf.
Ganz unabhängig von der Erkrankungshäufigkeit ist der ausgeübte Beruf relevant für die Länge der Krankschreibung. Arbeitnehmer*innen mit derselben gesundheitlichen Einschränkung sind in der Ausübung Ihres Berufs unterschiedlich stark beeinträchtigt. Hier ein Beispiel aus dem Gesundheitsreport: „Während zum Beispiel ein Bänderriss am Fuß unter konservativer Behandlung bei Personen mit sitzender Tätigkeit nur zu wenigen Tagen Arbeitsausfall führen muss, dürfte er trotz medizinisch identischer Diagnose bei vielen Berufen, deren Ausübung mit langen Gehstrecken oder starken Belastungen des Fußes verbunden ist, zu einer Arbeitsunfähigkeit über mehrere Wochen führen.“
Aufgabe des Betriebsrats
Der Arbeits- und Gesundheitsschutz im Unternehmen ist ein Thema bei dem der Betriebsrat ein umfangreiches Beteiligungs- und Überwachungsrecht hat. Der Betriebsrat muss Gefahrenstellen im Betrieb kennen und Sicherheits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen einleiten.
Ein großer Bereich, den Arbeitgeber und Betriebsrat im Auge behalten müssen, sind die gestiegene Anzahl an Fehltagen auf Grund von psychischer Überlastung. Neue Arbeitsbedingungen, erhöhte Leistungsanforderungen durch eine sich verändernde Mitarbeiterstruktur oder neue Arbeitsmodelle führen bei Arbeitnehmer*innen immer häufiger zu psychischer Belastung und Überlastung. Psychische Erkrankungen oder Suchtkrankheiten können die Folge sein.
Wie kann der Betriebsrat potenzielle Gefahren identifizieren, Warnzeichen bei Mitarbeiter*innen erkennen und Hilfestellung bieten? Umfangreiche und praxisbezogene Seminare finden Sie in unserem Seminarbereich zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz.